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Baubericht FW 190 von Dirk Müller - Teil 10 - angetriebene Cockpit-Handkurbel, Rückenpanzer und Kabinenhaube-Blechabdeckung

  • Autorenbild: FMC Kinzigtal
    FMC Kinzigtal
  • vor 12 Stunden
  • 6 Min. Lesezeit

Dieser Baubericht knüpft sich direkt an den letzten Baubericht, Teil 9, an. Schaut ihn euch evtl. noch mal an. Darin ist mein elektrischer Antrieb zum Öffnen der Kabinenhaube beschrieben. Die Einstiegsleiter wird mit einem Seilantrieb über den gleichen Servo mitbewegt.

Doch jetzt zu diesem Baubericht, es ist mir gelungen, im selben Bewegungsablauf auch die Handkurbel, die zum Öffnen der Kabinenhaube dient, mit anzutreiben.

Original Cockpit FW 190 A8 im Museum Laatzen
Original Cockpit FW 190 A8 im Museum Laatzen
Handkurbel des Originals im Vergleich zum Modell 1:4
Handkurbel des Originals im Vergleich zum Modell 1:4

Doch dazu später. Da ich ja die FW 190 F8 baue und in Laatzen die A8 steht, unterscheidet sich hier bei der Kabinenhaube die stärkere Wölbung der F8 als auch der geschlossene Rückenpanzer des Piloten zu der A8.

Der Rückenpanzer war als GFK-Teil bei mir im Baukasten dabei, aber völlig falsch in seiner Form. Und wieder war guter Rat teuer, neu machen? Ich entschied mich für‘s Ummodellieren. Da die Konturfläche im Rücken des Piloten stimmt, musste ich nur den Verlauf nach hinten zur Haube ändern.

Schon lange steckte mir eine Bearbeitungsmethode in der Nase, die ich immer mal ausprobieren wollte, nämlich der Umgang mit Modelliermasse. Jeder kennt sie, die meist braune Masse aus dem Fernsehen, von den Designern der Autobauer. Damit werden Karosserien oder sonstige Prototypen geformt. Und wer hat es? R&G führt diese Masse im Sortiment, „Styling Clay Medium“. Man schneidet von der Rolle so viel ab, wie man braucht, steckt diese Menge dann in den Backofen, bei 55-60 C° und schon ist die Masse formbar, solange sie warm ist und das geht erstaunlich lange.

Rückenpanzerung mit erster aufgetragener Rohmasse und daneben eine Rohmaterialrolle
Rückenpanzerung mit erster aufgetragener Rohmasse und daneben eine Rohmaterialrolle

Die Oberfläche lässt sich dann mit einer Ziehklinge oder Raspel sehr gut bearbeiten. Lackierglatt habe ich sie nicht bekommt, aber glatt genug, so dass nach dem Ausformen nur noch kurz drüber geschliffen werden musste und es war alles glatt. Auch konnte man nachträglich noch Masse aufbringen, wenn man mal eine unerwünschte Mulde hatte.

Fertiger Rückenpanzer, die Oberfläche habe ich noch etwas glatter bekommen, als auf dem Foto
Fertiger Rückenpanzer, die Oberfläche habe ich noch etwas glatter bekommen, als auf dem Foto

Im nächsten Bild seht ihr die fertige Form bereits auf den Formebenen. Die weiße Fläche ist die zum Pilotenkopf gewandte Seite.  Sie war in ihrer Form dem Original entsprechend richtig, hatte aber keinen konischen Übergang nach hinten. Dort ist jetzt die Modelliermasse, sie geht bis zum bogenförmigen Spant, der in die Kabinenhauben-Abdeckung übergeht.

Rückenpanzer bereits auf der Formebene stehend
Rückenpanzer bereits auf der Formebene stehend

Normalerweise wird beim Abformen die Form mit Wachs und mit Folientrennmittel bearbeitet. Doch auch hier wollte ich mal einen neuen Weg ausprobieren, lackierfähige Trennfolie (blau). PARTALL® Coverall ist ein filmbildendes Trennmittel und die Verarbeitung hat super geklappt.

Rückenpanzer mit blauer Trennfolie lackiert und fertig zum Abformen
Rückenpanzer mit blauer Trennfolie lackiert und fertig zum Abformen

Nach dem die Negativform erstellt wurde, ist gleich der erste Rückenpanzer ausgeformt worden. Da ich bei all dem genauen Scale-Bauen stehts auf das Gewicht achten musste, war mir der erste ausgeformte Rückenpanzer zu schwer, der zweite zu leicht und schwabbelig und der dritte dann der richtige. Ja, um das Maximum zu erreichen, muss man manchmal steinige Wege gehen.

Rückenpanzerung rohbaufertig und eingebaut
Rückenpanzerung rohbaufertig und eingebaut

Für die Kopfstütze wurde dann noch ein Lederpolster erstellt.

Fertig lackiert mit Kopfstütze
Fertig lackiert mit Kopfstütze

Klarsichtkabine mit Blechmantel

Nun ging es weiter mit dem Aufkleben der Klarsichtkabinenhaube und den Blechelementen. Ich hatte mich dazu entschlossen, die mitgelieferte Haube, die mit angeformten Rückenteil aus einem Stück war, auch so im Ganzen zu lassen. Ob das später mal ein Nachteil ist? Kann sein, aber irgendeinen Weg muss man gehen. Ich fand es so stabiler und für mich leichter zu bauen.

Wie üblich, klebte ich den Klarsichtteil mit Multibond an den Kohlefaserrahen. Dabei waren mir starke Magnete eine Hilfe.

Aufkleben der Klarsichtkabinenhaube
Aufkleben der Klarsichtkabinenhaube

Da der Rückenteil und der umlaufende Rahmen mit blechverkleidet sind, waren jetzt wieder meine Litoblech-Künste gefordert. Beim schwierigsten Teil, dem ablaufenden Rückenstück, habe ich erst wieder einen Karton als Schablone angefertigt. 

Kartonschablone wird angehalten
Kartonschablone wird angehalten

Die Bleche wurden auch mit Multibond angeklebt. Das große Rückenstück war gar nicht so einfach, bis die Position gestimmt hat und bis es dann an allen Stellen genügend anlag, musste ich mit allen Tricks arbeiten, siehe Bild.

Blechteil für den Rücken wird aufgeklebt
Blechteil für den Rücken wird aufgeklebt

Beim Original sind die Bleche recht einfach überlappt und es wurde auf keine besondere Passgenauigkeit geachtet. So hatte ich es auch recht leicht beim Zuschneiden und Aufkleben des vorderen Rahmens. Lediglich oben in der Mitte geht ein kompletter Blechstreifen darüber. Dieser ist links und rechts leicht abgewinkelt, wie eine Sicke. Dazu hatte ich in einem Stück Holz eine Nut gefräst, den Blechstreifen drübergelegt und dann wieder mit einem passenden anderen Holzstück der Länge nach einmal das Blech in die Nut gedrückt.

Man muss wissen, dass bei den üblichen gerade ablaufenden Hauben, Focke Wulf A1 - A8, die Haube aus einem Stück bestanden. Nur im ersten Stück, über dem Kopf des Piloten, gab es einen Schlitz der mit einem Scharnier ausgestattet war. Das war der Situation geschuldet, dass die Haube sich beim Öffnen nach Hinten zusammendrücken musste. Da der Rumpf nach hinten immer enger wurde und somit auch die Führung konisch zulief.  Das Scharnier war die Knickstelle für den ersten bzw. vorderen Bereich. Da aber bei der F8 die gewölbte Haube statt der eher gerade abfallenden zum Einsatz kam, musste man sich was einfallen lassen. Ein Scharnier auf der gewölbten Haube würde die Bewegung des Zusammendrückens nicht mitmachen. So entschloss man sich, die Haube der Länge nach zu teilen, also wie zwei Halbschalen, die in der Mitte zusammenstoßen. Und genau da sitzt dann der Blechstreifen. Wie dieser innen drin die Hälften zusammenhält, konnte ich leider auch nicht herausfinden.

Haube fertig mit Blech verkleidet
Haube fertig mit Blech verkleidet

Drehende Handkurbel zum Öffnen der Kabinenhaube

Bei der Originalen FW 190 läuft in der Führung für die Kabinenhaube auf der rechten Seite innen eine Zahnstange. In diese Zahnstange greift ein Zahnrad ein, welches mit einer Handkurbel die Kabinenhaube über die Zahnstange vor und zurück schiebt, also öffnet. Eine Zahnstange treibt ja bereits meine Kabinenhaube an, wie ich es bereits im vorigen Blog 9 dargestellt habe. Ich wollte aber auch, dass sich die Kurbel dreht, wenn sich die Haube öffnet.

Anstelle der Zahnstange habe ich einen 2 mm Kohlefaserrundstab genommen. Dieser ist in den Gleitschuh der rechten Seite in einer mittigen Bohrung eingesteckt und mit einer Madenschraube festgeklemmt. Im nächsten Bild sieht man, siehe blauer Pfeil, den Gleitschuh aus Messing.

: Rechte Führung (schwarz) der Kabinenhaube mit dem Gleitschuh (blauer Pfeil) darin
: Rechte Führung (schwarz) der Kabinenhaube mit dem Gleitschuh (blauer Pfeil) darin

Jetzt schiebt sich die Kohlefaserstange in der Mitte der Führung hin und her, immer wenn die Haube sich öffnet. Anstelle der Zahnstange und dem Zahnrad habe ich ein Reibradgetriebe gebaut. Also anstelle des Zahnrades ein Gummirad verwendet. Dieses Gummirad wird von der hin und her fahrenden Stange angetrieben und bewegt meine Handkurbel. Das Ganze besteht aus zwei Gehäuseteilen mit Kugellager und einer Welle, die das Gummirad trägt.

Darstellung des Reibradgetriebeaufbaues
Darstellung des Reibradgetriebeaufbaues

Damit die Kurbel sich auch realistisch dreht, habe ich sehr lange recherchiert, bis ich genau wusste, wie oft sich die Kurbel bei der Öffnungsstrecke der Haube drehen muss.

Leider durfte bzw. konnte ich im Museum in Laatzen diese Kurbel nicht bedienen. War ja auch klar, wenn da jeder dran drehen würde….. Nach langer vergeblicher Suche in Büchern, wurde ich in einem Film zur Focke Wulf fündig. Daraus ergab sich, dass es wohl 5 – 6 Umdrehungen sind, bis die Haube ganz geöffnet ist.

Dann musste ich nur noch ausrechnen, was da für ein Durchmesser des Reibrades hingehörte. Es bedarf unzähliger Skizzenentwürfe und Überlegungen bis eine Zeichnung angefertigt war: Wie mache ich das Getriebe fest? Welche Position in welchem Winkel ist im Cockpit die richtige?

Dann kam der Teil, der Spaß machte: Drehen, Fräsen, Zusammenbauen und alles ausprobieren.

Getriebe im Schraubstock eingespannt und Stab durchgeschoben, siehe roter Strich auf der Welle

Ich musste noch etwas herumprobieren, bis ich den richtigen Reibwert, also die richtige Andruckkraft hatte, damit es nicht hängenbleibt.

Im nächsten Film ist das schonmal alles halbfertig im Cockpit platziert und durch Schieben an dem Messinggleitschuh, schiebt sich der Stab (nicht sichtbar) in der Führung durchs Getriebe und dreht die Kurbel. Die Schraube, auf der ich meine Finger habe, wird nachher die Kabinenhaube festhalten, die jetzt noch fehlt.

Kurbel dreht sich durch Schieben am Gleitschuh
Der Servo wird von Hand über einen Servotester betrieben

Im letzten Video ist das Cockpit zu sehen, jedoch fehlt in diesem Baustadium noch der Pilotensitz.

Fertiges Cockpit ohne Sitz  

So, das war es zunächst mit meinem Blog von der Focke Wulf.

Die 10 Bauberichte, die alle einzeln auf der Homepage meines Vereins, FMC Kinzigtal.eV, zu sehen sind, können einzeln aufgerufen werden. www.fmc-kinzigtal.de Sie zeigen lediglich eine Auswahl interessanter Baudetails. Mir war es wichtig, besondere Herstellungsverfahren eines Scale-Fliegers aufzuzeigen und ich hoffe, dass ich viele motivieren konnte, es selber einmal anzugehen. Wohl gemerkt, es war mein erstes gebautes Warbird. Der eine oder andere Warbird-Profi wird sicherlich noch Verbesserungspotential entdeckt haben.

Dargestellt ist:

Focke Wulf 190 F8, Rüstsatz R1, (JaBo), Schlachtgeschwader 10, schwarze 2

Im Abspann sind noch eine Reihe weitere Baubilder zu sehen.

Vielen Dank für euer Interesse und bleibt stehts neugierig.

Euer Fliegerfreund Dirk Müller FMC Kinzigtal e.V

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