Baubericht FW 190 von Dirk Müller - Teil 8 - Waffenhaube, Frontscheibe mit Dreiecks-Seitenscheibe und Cockpitabdeckung
- FMC Kinzigtal

- 17. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
Wenn man ein Modellflugzeug Scale bauen möchte, sind ja viele Formen oder Details im Bausatz fest vorgegeben. Doch sie entsprechen nicht immer exakt dem Vorbild. So stößt man bei einigen Bauteilen eines Bausatzes oft auf Entscheidungen wie, könnte man so nehmen, lässt sich abändern oder geht gar nicht. Letzteres führt immer unweigerlich dazu, alles neu zu erfinden bzw. aufzubauen. Bei den bei mir mitgelieferten Teilen für den Cockpitaufbau mit seiner Hauben-Struktur war für mich sofort klar, „geht gar nicht“.
Also ran an die Arbeit. Im Foto seht Ihr die mitgelieferten Teile, die ich mal so am Rumpf angehalten habe, im weiteren Foto sind die Originalbilder der FW aus dem Museum.


Bei den mitgelieferten Teilen sind die Frontscheibe und die Kabinenhaube ein Teil und der Grundrahmen hat nichts mit der Originalsituation zu tun. Auch der Rückenpanzer hat einen wesentlichen Fehler. Lediglich die Kabinenhaube ist in seiner Form stimmig und wurde verwendet.
Das Besondere an der Kabinenhaube ist die starke Wölbung, das ist der Unterschied zu den Vorgänger-Maschinen. Ab der F8 oder ab der A9 hatten die Kabinenhauben die sogenannten geblasenen Hauben oder in Englisch „Blow Head“. Sicher war das aber damals nicht, es flogen auch einige F8 mit der bekannten gerade abfallenden Haube herum. Das lag an der Verfügbarkeit zum Ende des Krieges. Manchmal wurden auch zerschossene Buckelhauben durch die alten gerade abfallenden ersetzt, weil sie greifbar waren. Übrigens die FW 190 D hatten dann immer die geblasene Haube.
Auf dem folgenden Originalbild sind die zwei wesentlichen Teile der Fronteinheit zu sehen. Der stehende Rahmen und die beiden Winkelbleche mit den Vertiefungen für die Schraubenköpfe entlang der Frontscheibe zur Seitenscheibe.

Also begann ich, das stehende Element als Urmodell herzustellen. Es sollte wieder genauso wie das Original möglichst der gekanteten Blechbauweise ähnlich sein. Zudem wollte ich die Scheiben auf dieselbe Art einbauen wie beim Original. Übrigens wusstet ihr, dass die Front-Panzerscheibe 50 mm dick war? Das bedeutet im Maßstab 1:4, dann 12,5 mm Scheibendicke am Modell. Später dazu mehr.

Im nächsten Bild seht ihr links oben das fertige rote Positiv-Formteil. Rechts daneben die schwarze abgeformte Negativ-Form, in Plexiglas liegt auf der schwarzen Form das Innenteil als Stempel. Ja, um die Blechstruktur hinzubekommen, war bei diesem schmalen Teil auch eine Innenform als Stempel nötig. Damit die Strebe, wenn man in die Scheiben schaut, auch aussieht wie ein gekanteter Holm.
Das hat sich super gemacht. Unten drunter in weiß die dann abgeformten Stücke.


So sieht das Ganze dann zusammengesetzt aus. Am Rumpf entlang war eine Art Blechschiene angeschraubt. Diese klemmte die Scheibe fest, das habe ich genauso aus Alu ausgeführt und hält auch bei mir die Scheibe fest. Zu der inneren Cockpithaube, die im Bild schon zu sehen ist, kommen wir später.
Ich hatte in meinem Eifer die Frontscheibe aus 12 mm dickem Plexiglas hergestellt, was annähernd der Original-Dicke entspricht. Und da ich den Rahmenaufbau auch originalgetreu ausführte, passte diese Scheibe auch von innen rein. Aber es kann sich jeder denken, das Ding war zu schwer, genau 100g wog die dicke Plexiglasscheibe.
Ich ließ es mir bis zum Schluss offen, diese Scheibe evtl. einzubauen, aber um es vorwegzunehmen, das ging aus Gewichtsgründen nicht, es kam dann doch eine dünne rein.
Aber seht nur, es ist ein imposantes Bild.

Nun widmen wir uns der Waffenhaube mit ie Waffenhaube angebracht. Dank guter Ersatzteillisten ist eine originalgetreue Nachbildung vieler Teile überhaupt erst möglich.

Die Waffenhaube sollte bei meiner FW zum Öffnen sein, weil ich darüber sämtliche Technik im Rumpf erreichen wollte. Leider fehlen da Bilder der Herstellung. Das Scharnier ist aus Alu und wie das Original befestigt, die Kreuzschlitzschraube im anhängenden Bild wurde später noch zugespachtelt.

Doch die Waffenhaube ist nicht gerade klein und wenn sie während dem Flug aufgeht kommen ordentliche Kräfte auf. Deswegen habe auch ich auf Stabilität bei gleichzeitiger Originalität gesetzt.
Jetzt aber zur Waffenhaube, hier ein Bild aus dem Buch von der Museumsrestauration in Laatzen. Man sieht die Struktur der Blechversteifungen von innen.

Ich hatte es schon einmal, in einem vorrangehendem Blog beim Fahrwerksschacht angesprochen, die aufklappbaren Wartungsklappen an Rumpf und Tragfläche waren bis zur FW 190 A5 mit einem inneren doppelten Blech als Beulen bzw. Dellen-Struktur ausgebildet.
Ab der A6 (die es kaum gab) bzw. ab der A7 hatte man dann dieses Beulenblech durch Rippen, Träger oder Winkel ersetzt.
Auf dem Foto der Museumsrestauration ist dies gut zu sehen. Da aber meine Haube von innen die GFK- Matten-Struktur hatte, musste ich erst mal alles ordentlich abschleifen. Denn die innere Oberfläche sollte ja ein glattes Blech darstellen. Dazu habe ich dann auch noch die Innenseite mit Füllergrundierung lackiert und wieder geschliffen.
Nur wie sollte ich den genauen Kurvenverlauf der Haube für die aufgesetzten U-Schienen bekommen? Auf eine grob zugeschnittene Schablone wurde stirnseitig Zweikomponenten-Knete aufgebracht und dann in die Haube gedrückt. Nachdem alles fest war, hatte ich exakt den Kurvenverlauf. Aber eines noch vorweg, eine solche Haube ist ja elastisch und biegt sich hin und her. Deswegen musste als erstes ein Gestell gebaut werden, dass die Formsteifigkeit beim Bauen immer garantiert. Dazu habe ich die Haube auf dem Rumpf in ihre geschlossene Position gebracht und dann das Gestell darüber gebaut. Als alles fertig war, konnte man die Haube mit Gestell abnehmen, herumdrehen und auf den Tisch stellen.
Das Foto zeigt das Gestell unten, dann die Waffenhaube und an den Stellen, wo die Verstärkungen rein sollen, wurden die Knetschablonen aufgedrückt.

Der spätere Steg wurde aus dünnem Sperrholz ausgeschnitten und passgenau eingearbeitet. Darstellen soll dieser Steg einen hochkant stehenden Winkel bzw. ein U-Profil. Den anderen Schenkel des Winkels habe ich aus dünnem GFK hergestellt, damit er sich biegen kann und der Kontur folgt.

Im folgenden Bild sind mal alle Teile aufgeführt, die zur Umsetzung nötig waren. Oh Mann, das war wieder so ein Ding, wo ich vorher nicht wusste, was ich mir da antat.

Mit schweren Eisenklötzen, die als Anschlag beim Kleben dienten, wurde alles verklebt. Jetzt war der sehr filigrane Winkel fertig und passte auf die genaue Position der Waffenhaube. Jeder Winkelsteg war anders, weil auch die Haube mit dem Rumpf immer dicker wurde und damit die Form änderte.

Durch die Füllerlackierung konnte ich die aufgenieteten U-Profile mit den Senknieten einritzen bzw. dicker lackieren. Also eine Struktur schaffen. Auf dem nächsten Bild sieht man die abgekratzte Farbe an den hellen Linien, damit beim Festkleben der Winkelleisten eine stabile Klebeverbindung entstehen kann.

Im nächsten Foto sehen wir die bereits fast fertige Haube. Sehr aufwendig waren auch die längs durchgehenden Schienen, sie wurden als Holzleiste auf der Fräsmaschine ausgefräst und dann Halbrundnieten (in Rot sichtbar) aufgeklebt.

Die Haube ist fertig befestigt und mit allen Details versehen wie das Original. Auch nicht ganz einfach war, den genauen Drehpunkt des Scharniers so hinzubekommen, dass die Haube sauber auf der Frontscheibe aufliegt.

Und so sieht das Ganze dann fertig lackiert aus. An der Cockpitwand ist die Leitung für die Scheibenspülanlage zu sehen. Die Fläche davor mit der nach unten abfallenden Wand entspricht dem Original und ist die Fläche, auf die das MG-131 im Original aufgebracht ist.

Jetzt machen wir in der Bauphase noch einmal einen kleinen Schritt zurück. Die Cockpitabdeckung möchte ich euch auch noch schmackhaft machen. Denn dadurch, dass ich wieder die Original Materialien genommen habe, ist sie verblüffend authentisch.
Auch hier habe ich wieder mit der Anfertigung einer Schablone aus Pappe begonnen.

Ganz so „easy-going“ wars dann doch nicht mit meiner Idee, die Abdeckung aus dünnem Alublech zu machen. Sie sollte stirnseitig eine Aufnahme für die Lederpolsterung bekommen und natürlich die Ausschnitte für das REVI und die Handeingriffslöcher. Ein wohl durchdachter Schnitt bzw. Biegemuster musste entwickelt werden.
Das nächste Foto zeigt im Hintergrund die Pappschablone und darunter auf dem Papier mit Bleistift skizziert die entwickelte Biegezeichnung, vorne ist das Ganze dann aufs Blech übertragen.

Die meisten von uns Modellbauern kennen den Vorgang, ein dünnes Blech, welches man bearbeiten möchte, wird auf ein Holzbrett geklebt (mit Padex oder Sprühkleber). Dann lässt es sich beschädigungsfrei sägen, schleifen oder wie bei mir fräsen.

Die nächsten drei Bilder zeigen die fertig gekantete und im zweiten Bild die sandgestrahlte Abdeckung.



Damit ich später die Lederpolsterung an das Blech nähen kann, musste die Kante eine gewisse Dicke haben. Also die Kante, auf die der Pilot mit dem Kopf anschlagen konnte, durfte nicht scharfkantig sein. Deswegen war da eine breite Auflagefläche, die gepolstert war. So habe ich es wie im Original ausgeführt. Ich habe noch einen kleinen Vierkantstab aus Holz hineingeklebt und später durch das Blech und das Holz gebohrt, damit ich da die Naht durchziehen kann.

Übrigens, um das geeignete, möglichst dünne Leder, zu finden habe ich unzählige Lieferanten oder Fundstücke abgeklappert

Im letzten Foto sieht man die eingebaute Cockpitabdeckhaube mit dem Lederrand, die Scheiben sind noch nicht eingebaut. Wieder habe ich anscheinend von der dicken Panzerglasscheibe geträumt, weil sie da schon wieder liegt. Aber dieses Bild gibt mir recht, schaut mal genau hin, wie die Lichtbrechung das Darunterliegende versetzt darstellt. Es wäre ein Traum gewesen, wenn man nur nicht so aufs Gewicht achten müsste. Jetzt ist da eine dünne drin, schnief…..

Beim nächsten Blog geht’s um weitere Cockpit-Details wie rückwärtige Gepäckraumabdeckung, Rückenpanzerung und funktionsfähige Kabinenhaube mit sich drehender Handkurbel.





Der Punkt, den Sie über die zunehmende Zugänglichkeit komplexer künstlerischer Transformationen durch digitale Werkzeuge ansprechen, ist absolut zutreffend. Ich sehe das auch in der wachsenden Begeisterung für personalisierte Kunst, wo jeder seine eigenen Erinnerungen in einzigartige Kunstwerke verwandeln möchte, ohne jahrelanges Training zu benötigen. Oft stellt sich dabei die Frage, wie man Fotos mit einem authentischen, malerischen Stil versehen kann, der über einfache Filter hinausgeht und wirklich künstlerisch wirkt. Dafür gibt es mittlerweile beeindruckende KI-Lösungen, die es ermöglichen, eigene Fotos in Gemälde umzuwandeln und so eine ganz neue Dimension der Bildgestaltung zu entdecken.
Klasse gemacht Dirk, ich freue mich schon auf den nächsten Baubericht.